Nach einer Erzählung des römischen Dichters Valerius Maximus rettete Pero ihren Vater, den Philosophen Cimon, vor dem Hungertod, der ihm als Strafe zugedacht war. Sie besuchte ihn im Kerker und nährte ihn an ihrer Brust. Obwohl sie damit ein klares Tabu brach, zeigten sich die Römer beeindruckt von dieser Barmherzigkeit und Cimon wurde begnadigt. Aus dieser Legende entstand die Allegorie der Caritas Romana als Sinnbild der Nächstenliebe.
Die kräftige Gestalt des Cimon ist nicht von Entbehrung gezeichnet und erscheint nahezu unversehrt und schön. Das transparent gestaltete Gewand der Pero ist eine künstlerische Meisterleistung, denn die Stoffbahnen umspielen in schwungvoll gelegten Faltenbahnen die sehr femininen Körperformen. Stilistische Vergleiche mit Elfenbeinwerken von Johann Balthasar Stockamer lassen eine Zuschreibung an diesen Künstler zu. Geboren in Nürnberg, war er nach Lehre und Ausbildung, viele Jahre in Florenz für Kardinal Leopoldo de’Medici tätig, zwischen 1663 und 1668 als Stipendiat in Rom. 1681 wurde er als Bildhauer an den Hof von Weißenfels berufen. All seine Elfenbeinwerke befinden sich in Florenz (Palazzo Pitti). Eine Elfenbeingruppe im Grünen Gewölbe kann ihm sicher zugeschrieben werden (siehe Inv.-Nr. II 339).