Die 1614 bis 1616 entstandene Augsburger Kanne findet sich erstmals in dem Silberinventar von 1723, wo sie zusammen mit dem Jagdbecken des Leipziger Goldschmieds Elias Geyer aufgeführt wird (IV 250). Zu diesem Zeitpunkt waren die ursprünglich zugehörigen Stücke beider Garnituren schon nicht mehr vorhanden, so dass man die nunmehr einzelnen Teile neu kombinierte.
Die Wandung der Kuppa umläuft ein Zug phantastischer Meereswesen, wie er an zahlreichen Trink- und Schenkgefäßen jener Zeit auftaucht. Inmitten des Getümmels verschiedener Mischwesen, Delphinen und Amoretten ist ein eng umschlungenes Paar zu sehen, bei dem es sich um Neptun und Amphitrite handeln könnte. Ihnen ist auf der anderen Seite des Gefäßes eine Entführungsszene gegenübergestellt. Wie häufig der Fall, scheint auch hier der Goldschmied Motive mehrerer Stichvorlagen auf dekorative Weise miteinander kombiniert zu haben, wobei die Bedeutung der einzelnen Szenen in den Hintergrund rückte. Vielmehr ging es ihm offenbar darum, ganz allgemein auf das Element des Wassers anzuspielen und damit auf die Zweckbestimmung des Gefäßes Bezug zu nehmen. Die Besonderheit des ausgesprochen schweren, in Gussarbeit hergestellten Stückes liegt in der Großzügigkeit des Materialeinsatzes und der Virtuosität seiner Treibarbeit.