Egidius Lobenigk aus Köln trat 1584 als Hofdrechsler in den Dienst Kurfürst Augusts von Sachsen. Gemeinsam mit dem Hofdrechsler Georg Wecker, der 1578 nach Dresden kam, arbeitete Lobenigk mit höchster Effizienz und Qualität.
Lobenigk fertigte in den Jahren 1588/89 und 1591, also während der Regierungszeit Christians I. von Sachsen acht dieser mächtigen Elfenbeinsäulen, die alle im Grünen Gewölbe erhalten geblieben sind. Sie verdeutlichen ein erstaunliches konstruktives Prinzip: Hohl gedrechselte Zylinder bilden die stabile Basis. Die Säulen selbst wurden separat und aus einem Stück Elfenbein gedrechselt. Sie sind oval im Querschnitt und verjüngen sich nach oben hin. Um diese Grundformen laufen geschnittene Spiralen, die an Gewinde erinnern. Die Abstände der Windungen und deren Breite sind so exakt und gleichmäßig, dass man eine von Lobenigk selbst konstruierte, für die Herstellung von in dieser Art "streifig" dekorierten Kunststücken speziell einsetzbare Drechselbank voraussetzen muss. Es scheint ganz so, als hätte Lobenigk mit den von ihm kreierten Elfenbeinsäulen das gesamte Spektrum seiner künstlerischen Leistungsfähigkeit an der Drechselbank vorführen wollen. Denn diese Kunststücke zeigen als oberen Abschluss nochmals absolute Meisterstücke der Drechselkunst, wie etwa einen aus 20 gleichseitigen Dreiecken bestehenden Ikosaeder. Die aus den runden Öffnungen dieser kompliziert strukturierten Gebilde herausragenden Spitzen wurden nicht etwa nachträglich eingesetzt, sondern jedes wurde aus einem Stück Elfenbein komplett herausgearbeitet. Montagestellen gibt es nicht.
Die räumliche Darstellung der Durchdringung verschiedener geometrischer Körper war indes keine Erfindung der Drechselkunst, sondern Bestandteil der Konstruktions- und Perspektivlehre in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts.