Das Pretioseninventar von 1725 hält wertvolle Hinweise zur Herkunft der Perlfiguren bereit. Neben dem Frankfurter Händler Guillaume Verbecq, der in 16 Fällen als Lieferant auftritt, wird der Name »Gerardet aus Berlin« genannt. Es handelt sich dabei um Jean Louis Girardet, einem aus dem burgundischen Autun stammenden Hugenotten. Vom Beginn des 18. Jahrhunderts bis zu seinem Tod 1738 war er in Berlin als »orfèvre en or et jouaillier« (Goldarbeiter und Juwelier) tätig. Die fünf im Grünen Gewölbe nachweisbaren Werke des Juwelenkünstlers (die fünfte Perlfigur stellt eine Ente auf ihrem Nest dar) unterscheiden sich deutlich von den anderen Dresdner Perlfiguren. Auffallend ist die individuelle Gestaltung der Sockel, für die er auch Elfenbein und das – genuin preußische – Bernstein verwendete. Zu den typischen Merkmalen gehören zudem die Bandelwerkornamente und Maskarons.
Beherrschendes Thema der Perlfiguren Girardets ist das Soldatentum. Der heroische Soldat findet dabei ebenso Beachtung wie der zum Außenseiter der Gesellschaft gewordene Versehrte und Bettler (vgl. Inv. Nr. VI 83 d) – Motive, die von Jacques Callots berühmter Radierungsserie Les Gueux (Die Bettler) inspiriert sind. Mag bei der Darstellung des vorwärts stürmenden Soldaten hier durchaus eine karikierende Übersteigerung mitschwingen, so gibt Girardet den hoffnungslosen Zustand von Armut und Versehrtheit mit großem Einfühlungsvermögen wieder. Dass dieses Thema in kostbarste Materialien gekleidet wurde, empfand man keineswegs als Widerspruch. Bei höfischen Maskeraden jener Zeit trug man Bettlerkostüme aus edelsten Stoffen, die man ›kunstvoll‹ zerriss.