Noch vor der Nacherfindung des weißen Porzellans aus China gelang dem Alchemisten Johann Friedrich Böttger gemeinsam mit dem Naturforscher Ehrenfried Walther von Tschirnhaus und dem Bergrat Gottfried Pabst von Ohain 1706 die Herstellung eines besonders harten Steinzeugs, das heute allein Böttgers Namen trägt.
Die kleine Teekanne – oder das „Teekrügel“ wie man im 18. Jahrhundert sagte – hat einen annähernd runden Korpus mit nur leicht abgeflachten Seiten, einen kurzen, hoch angesetzten Ausguss und einen c-förmigen Henkel. Abgeschlossen wird sie durch einen flachen runden Deckel mit kugeligem Knauf. Der kurze Hals wurde poliert, Deckel, Henkel und Ausguss wurden auf verschiedene Weise geschliffen.

Um 1700 wurde das Teetrinken an den europäischen Höfen zur Modererscheinung. In der Folge stieg der Bedarf an allem an, was zum Teegenuss gehörte: Bereits 1711, nur ein Jahr nach Gründung der Meissener Manufaktur, wurden dort die unterschiedlichsten Teekannenmodelle hergestellt. Es gab runde und ovale, hohe zylindrische oder auch solche mit rechteckigem Grundriss. Der Ausguss konnte als einfache Tülle oder etwa auch in Form eines Adlerkopfes gestaltet sein. Auch die unterschiedlichsten Arten der Verzierung kamen vor. Zusammen mit den Trinkschalen, Tee- und Zuckerdosen und einer größeren Schale zum Ausschwenken der Teerückstände gehörten die Kannen zum Teegenuss und zur höfischen Repräsentation, wie das kostbare Getränk selbst.

Die Palaisnummer auf der Unterseite weist das Stück als Teil der historischen Sammlung Augusts des Starken und Augusts III. im Japanischen Palais aus.
(Sabine Peinelt-Schmidt, 2021)