Der Übertopf (Cachepot) mit nach außen abgeknicktem, kielbogigem Rand ist mit einem Reliefdekor von Gartenfelsen, aus denen Päonien- und Granatapfelsträucher wachsen, geschmückt. Dazwischen erscheinen jeweils zwei Hirsche, das Fell braun mit goldenen Flecken, Ohren, Geweihe und Hufe in Kobaltblau. Über ihnen fliegen zwei langschwänzige fasanenartige Vögel. Um den Rand verläuft eine ruyi-Bordüre in Kobaltblau.
Der Ursprung des ungewöhnlichen Reliefdekors geht möglicherweise auf japanische Vorbilder zurück. Ähnlich applizierte Blüten- und Blattmotive finden sich häufig auf japanischen Porzellanen im Imari-Stil. Auch der großzügig verteilte Dekor zeigt Anklänge an die japanische Ästhetik.
Töpfe dieser Art mit einem Loch im Boden wurden in China als Übertöpfe im Garten benutzt. In der Dresdner Sammlung ist ein weiterer Übertopf dieses Typus für die von August dem Starken besonders geliebten Orangenbäumchen erhalten. Im Inventar von 1721 sind sie als „2 Stk. Orangen Döpffe mit erhabenen ind. Thieren Vögeln und Blumen gemahlet, mit überschlagenen geriptte und vergoldeten Ränder“ verzeichnet. Porzellan und Orangen gehörten im Barock zu den wertvollsten und kostspieligsten „exotischen“ Prestigeobjekten. Von 1711 bis 1722 wurde der Zwinger als Orangerie angelegt. Orangenbäumchen standen in chinesischen Übertöpfen auf den Konsolen zwischen den Fenstern des Zwingers - wohl nicht ganz ungefährdet. So wird in den alten Inventaren davon berichtet, wie Orangentöpfe „von Winde umgeschmissen und schadhafft worden“.
(Aus: La maladie de porcelaine, Ostasiatisches Porzellan aus der Sammlung August des Starken, Leipzig 2001, S. 92)