Die Meissener Tierplastiken gehören zu den außergewöhnlichsten Schöpfungen, die jemals in Porzellan hergestellt wurden. Die Gestaltung und Umsetzung der teils lebensgroßen Figuren stellte die Modelleure Johann Joachim Kaendler und Gottlieb Kirchner vor große Herausforderungen, denn je größer ein Objekt ist, umso höher ist auch das Risiko, dass es sich im Brand verzieht oder reißt.

Doch auch im kleineren Format waren ihre Tierplastiken höchst innovativ: Diese zierliche Kanne in Gestalt eines Eichhörnchens kann man mit sogenannten Scherzgefäßen vergleichen, bei deren Verwendung stets ein überraschendes oder humoristisches Ereignis eintrat, indem beispielsweise der Inhalt eines Gefäßes einen anderen als den erwarteten Weg nahm. Denn erst bei näherer Betrachtung wird deutlich, dass das possierliche Tierchen auch den Zweck einer Teekanne erfüllen kann. Eingefüllt wurde das Getränk durch die zwar vergoldete, doch relativ unscheinbare Öffnung zwischen Nacken und Schwanzende; ausgegossen wurde es durch die als Nuss getarnte Öffnung zwischen den Vorderpfötchen. So gibt das Tier etwas von sich, wenn es scheinbar selbst etwas zu sich nehmen möchte.

Staffiert wurde die Plastik in Rotbraun mit einem lockeren, malerischen Pinselstrich, der an die natürliche Fellstruktur der lebenden Vorbilder erinnert. Das Gesicht dagegen ist mit sehr feinen Strichen gezeichnet. Auf die Bemalung „mit bunten Farben“ wurde auch im Inventar des Japanischen Palais von 1779 hingewiesen. (Sabine Peinelt-Schmidt, 2021)