Der Spiegel des Tellers ist mit einem Hōō-Vogel im Flug und blühenden Chrysanthemen- und Päonienzweigen nach Vorbild japanischer Porzellane im Kakiemon-Stil bemalt. Auch das florale Rankenrelief auf der Tellerfahne geht auf ein ostasiatisches Vorbild in der Sammlung Augusts des Starken zurück, das sich jedoch nicht in Dresden erhalten hat. In den zeitgenössischen Akten wird dieser seltene Reliefdekor „Marsillien Rande“ genannt, nach einer aus Marseille stammenden Mode, Stoffe mit Motiven und Mustern aus erhabenen Stickereien zu verzieren. Für den Reliefdekor des Porzellantellers wurde das Muster aus stilisierten Blumenranken in der Gipsform angelegt, in die der Teller eingedreht wurde.

Drei solcher Teller „mit Marsillien Rande“ bestellte August der Starke bei seinem letzten Besuch der Meissener Manufaktur im November 1732 als Probeteller für ein Tafelservice, das er dem schwedischen König zugedacht hatte. Noch heute werden in den Königlichen Sammlungen in Stockholm zahlreiche Meissener Serviceteile mit „Marseille“-Relief, bemalt mit dem Wappen König Friedrichs I. von Schweden sowie Streublümchen im Kakiemon-Stil verwahrt. Ausgeführt worden war das königliche Präsent aber letztlich erst nach dem Tod Augusts des Starken, der im Februar 1733, nur wenige Monate nach der Bestellung, starb. (Julia Weber, 2021)