Der Körper dieser balusterförmigen Vase, deren Deckel leider fehlt, ist über und über mit einzeln von Hand ausgeformten Schneeballblüten bedeckt. Darüber legen sich noch vollplastisch modellierte Zweige mit Blütenballen und Blättern, in denen kleine Vögel sitzen. Dieser äußerst aufwändige und delikate Schneeballblütendekor, für den die Meissener Manufaktur bis heute berühmt ist, war dort erstmals 1738 als plastische Zier von Tee- und Kaffeegeschirren eingeführt worden, die für Königin Maria Josepha, Gemahlin Augusts III., bestimmt waren.
Die Deckelvase war ursprünglich Teil einer fünfteiligen Garnitur, deren Mittelstück die Regentschaft König Ludwigs XV. von Frankreich verherrlicht (Inv. Nrn. PE 112, PE 3713). Genau wie den Satz der Elementvasen (Inv. Nrn. PE 100, PE 103, PE 104, PE 107, PE 3735) gab August III. diese repräsentative Garnitur 1741 als Geschenk für den französischen König in Auftrag, den er als Bündnispartner zu gewinnen suchte. Auf Wunsch des Königs schuf die Meissener Manufaktur zugleich auch eine entsprechende Garnitur für August III. selbst (Inv. Nr. PE 113). Da sich die politischen Konstellationen im Österreichischen Erbfolgekrieg aber rasch wieder änderten, verblieben letztlich alle Vasen in Dresden. (Julia Weber, 2021)