Die aus Zedernholz geschnitzte und bemalte Tanzrassel stellt einen Schwertwal (Orca) dar. Der Künstler Robert Thomas (*1969, Küsten-Salish) hat sie 1998 angefertigt. Er ist seit 1990 spezialisiert auf das Schnitzen von Masken und Paddeln; seine Arbeiten werden besonders wegen seiner Liebe zum Detail geschätzt.
Der Schwertwal (Orca) ist ein wichtiges Symbol in der Kosmologie und Kunst der Gemeinschaften der Nordwestküste. Da die Tiere in Gruppen leben und jagen, gemeinsam ihre Kälber aufziehen, und männliche und weibliche Tiere lebenslange Partnerschaften eingehen, stehen die Schwertwale für Werte wie Gemeinschaft, Familie, Mitgefühl oder Schutz für Reisende. Aufgrund ihrer Stärke und ihrer Zusammenarbeit während der Jagd gelten sie auch als Wächter der See, denen Seehunde und Delphine dienen müssen. In den Schöpfungsgeschichten vieler Gemeinschaften sind Orcas wiederkehrende Motive.
Lothar Dräger (*1935) studierte Ethnologie in Leipzig, wo er 1966 mit einer Arbeit zu "Formen der lokalen Organisation bei den Stämmen der Zentral-Algonkin" promovierte. Seit den 1960er Jahren bis 2000 arbeitete er als Kustos für Amerika am GRASSI Museum für Völkerkunde Leipzig. Er hat in dieser Zeit bedeutende Amerika-Ausstellungen konzipiert und zahlreiche Fachaufsätze publiziert. Für die DEFA-„Indianerfilme“ der 1960er und 1970er Jahre diente er als kritischer Fachberater, ebenso arbeitete er mit an Ethnologie interessierten „Indianistik“-Gruppen zusammen. Bis zum Ende der DDR bekam er keine Gelegenheiten zu eigener ethnologischer Feldforschung; während der 1990er Jahre unternahm er aber Reisen in die USA und Kanada und legte dabei eine Sammlung an. (MVL, Frank Usbeck, 08.08.2023)