Johann Heinrich Böhme der Ältere, der als erster Vertreter des obersächsischen Hochbarock gilt, wurde 1636 in eine Bildhauerfamilie hineingeboren. Er erhielt seine Ausbildung zunächst bei seinem Vater und setzte dann seine Studien in Norddeutschland und den Niederlanden fort. Ab 1662 lebte er in Schneeberg, wo er 1667 seine eigene Werkstatt eröffnete. 1672 wurde Böhme zum sächsischen Hofbildhauer ernannt. Das Alabasterrelief mit Johannes dem Täufer als Kind kam 1674 in die Dresdner Kunstkammer, das Gegenstück mit mit dem Christusknaben (Inv.-Nr. H4 3/21) wurde drei Jahre später geliefert. Beide Reliefs verfügen über einen aufwendig geschnitzten, vergoldeten Rankenrahmen und ergänzen sich kompositorisch wie inhaltlich. Das gemeinsame Thema ist die Erlösung der sündhaften Menschheit durch den christlichen Glauben. Während der kleine Johannes, ernst sinnierend wie ein Erwachsener, das zu seinen Füßen liegende Schaf in Anspielung auf den Satz »Seht das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt. « (Joh. 1,29) betrachtet, steht das Christuskind auf dem Kopf einer Schlage, die sich als Symbol der Erbsünde um die Erdkugel windet. Fahne bzw. Palme im Hintergrund stehen jeweils als Siegessymbole für den Triumph des Glaubens. Sowohl in der sinnlichen Modellierung der Kinderkörper als auch in der realistischen Gestaltung der Vegetation und des üppigen Rahmens zeigt sich Böhme deutlich von niederländischen Vorbildern geprägt.