Wilhelm Lehmbruck besuchte zunächst die Kunstgewerbeschule in Düsseldorf und studierte im Anschluss an der dortigen Kunstakademie bei Carl Janssen Bildhauerei. Er siedelte 1910 mit seiner Familie nach Paris über, wo er den Kontakt zu Rodin suchte, dessen Werk er zuvor 1904 in der großen Ausstellung des französischen Bildhauers in Düsseldorf bewundert hatte. Lehmbruck zeigte sich überwältigt von den Arbeiten Rodins, sodass der Umzug nach Frankreich eine fast logische Schlussfolgerung war.
Lehmbruck schuf die Figur der „Großen Stehenden“, für die ihm seine Frau Angelika als Modell diente, 1910 während seines Aufenthalts in Paris. Sie war seine erste überlebensgroße Rundplastik überhaupt. Zunächst als Ganzfigur mit Armen und Beinen entstanden, verdichtet und steigert der Torso die Wirkung von monumentaler Statuarik und ruhiger Ausgewogenheit. In dem Wechselspiel von Aktfigur und Faltenwurf der um die Oberschenkel geschlungenen Draperie und der geschlossenen Form der sinnenden Frauenfigur setzte sich Lehmbruck auch mit der Antike und dem Werk Aristide Maillols auseinander. Sein Werk wurde nach der Präsentation im Pariser Herbstsalon von der Kritik für den „gesunden, voll pulsierenden Körperausdruck“ und dessen „Schönheit und Kraft“ gefeiert. (Autor: Astrid Nielsen, 2018)

Nach 1945 zu den Dresdner Sammlungen