Das Museum für Völkerkunde Dresden erwarb im Jahr 2005 zahlreiche Kulturzeugnisse aus Nuristan. Der Sammler, N. J. Axmann, war zwischen 1974 und 1978 als Berater des Planungsministeriums in Afghanistan tätig und während dieser Zeit viel im Land unterwegs. Er erwarb alle Objekte seiner Sammlung selbst in verschiedenen Provinzen und hat diese durch Ankaufe in Kabul ergänzt. Neben Hausrat und Textilien gehören 130 Tieramulette zu seiner Sammlung. Diese aus Holz geschnitzten und in Kerbschnitt verzierte Amulette, die mit einem Lederband um den Hals von Ziegen gebunden wurden, sind in Form und Größe sehr variantenreich gearbeitet. Sie können als Blatt, Blüte, Glocke oder Türschloss gestaltet sein, aber auch menschliche Formen aufweisen. Während in vorislamischer Zeit die Schutzwirkung der Amulette wohl von der Darstellung selbst ausging, fanden in islamischer Zeit zusätzlich auf Papier geschriebene Koransuren Verwendung. Diese bei dem Koranlehrer des jeweiligen Dorfes erworbenen Papiere wurden zusammengerollt in eine Öffnung in den Holzkorpus eingelegt, die dann mit einem Holzstöpsel oder Lehm verschlossen worden ist. Offensichtlich sind diese Schriftrollen vor dem Verkauf entfernt worden, da sie nur noch in wenigen Amuletten nachweisbar sind. (P. Martin, 2020)