Yvon Chabrowski setzt sich mit im Internet verfügbaren und ins kollektive Gedächtnis eingeschriebenen Medienbildern auseinander, die sie in stehende oder bewegte Szenen zerlegt und als tableau vivants nachstellt. In „Afterimage/Protest“ greift sie auf eine Bildersammlung aktueller Medienbilder von Protesten in Istanbul und Kairo zurück, an deren Ikonografie sie ihre Reinszenierung orientiert. Die Vorlagen werden dekonstruiert und die wesentlichen Elemente, nämlich die des Gestus und der Ikonografie dann wieder zusammengesetzt: Zuerst sind Schritte zu hören, dann gruppieren und arrangieren sich nach und nach Menschen bis das jeweilige Bild eines Straßenkampfes nachgestellt ist. Die Ähnlichkeit der Szenen aus den verschiedenen Regionen, die in den Vorlagen offensichtlich ist, erreicht in der Reinszenierung auch noch die Dimension einer Zeitlosigkeit. Sie könnten auch mehrere Jahrhunderte alt sein und erinnern unter anderem auch an bekannte Protest- und Barrikadenbilder der Kunstgeschichte aus vergangenen Jahrhunderten. Somit legt die Künstlerin „so etwas wie das Gerüst des Widerstandes bloß – oder auch der Bildformeln, mit denen die Medien davon erzählen“ (Yvon Chabrowski). Durch die lebensgroße Projektion der Szenen werden die Figuren zum Gegenüber für den Betrachter und dieser Teil des Bildes. Letztlich interessiert die Künstlerin, „inwieweit stehende oder bewegte Bilder Teil eines kollektiv visuellen Gedächtnisses sind – inwieweit sie trotz Kontextverschiebung, Reduktion und Vergrößerung erkennbar bleiben und sich gleichzeitig neue Zusammenhänge und Denkräume eröffnen“ (Yvon Chabrowski).
Mit "Dramatische Funde im Schutthaufen" und "Afterimage/Protest" wurden 2014 im Rahmen der Förderankäufe der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen zwei Werke der Künstlerin für den Kunstfonds erworben.