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Kinderbildnis (Bildnis eines unbekannten Mädchens)

Rayski, Ferdinand von (1806-1890) - Maler
Ort, Datierung
Material und Technik
Abmessungen
138,5 x 104 cm
Museum
Inventarnummer
Gal.-Nr. 2242 E
Die Identität des etwa acht- bis zehnjährigen Mädchens ist nicht geklärt. Möglicherweise handelt es sich um eine der beiden Nichten des Malers, die Schwestern Auguste und Therese von Jena. Da Auguste 1832, Therese 1839 geboren wurde und das Porträt um 1850 datiert ist, käme eigentlich nur Therese in Frage. Die Schwestern blieben unverheiratet und wurden später Abtissinnen des von Jenaschen- Fräulein-Stifts in Halle an der Saale. Auguste war Rayskis Universalerbin. Nach ihrem Tod 1914 verkaufte ihre Schwester Therese das Kinderbild zusammen mit dem Porträt von Rayskis Bruder Leo an die Gemäldegalerie in Dresden. Dem heutigen Betrachter mag das dekolletierte Kleid des Mädchens für dessen Alter ungemäß erscheinen, doch folgte die Kindermode damals weitgehend der Erwachsenenmode, und Kleider dieser Art wurden auch tagsüber von den Damen getragen. Völlig unkonventionell für ein damaliges Kinderporträt, malte Rayski das kleine Mädchen isoliert in einem Innenraum, auf einem viel zu hohen Erwachsenenstuhl sitzend. Die für Rayski ungewöhnliche Buntfarbigkeit des Bildes kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich das zum Stillsitzen verurteilte Kind in der Konfrontation mit dem Betrachter bzw. dem Maler sichtlich unwohl fühlt. Es ist bereits halb von seinem Sitz gerutscht, das schwarze Samtcape mit dem rotseidenen Futter hängt von den Schultern, die Strohschute ist der Hand entglitten und der Blick geht unbeteiligt durch sein Gegenüber hindurch. Die zwischen Sitzen und Stehen indifferente Haltung des Mädchens scheint auf einen inneren Konflikt zu verweisen. Offenbar möchte es einerseits seiner Neigung, sich der Porträtsitzung zu entziehen, nachgeben, andererseits ist sein Pflichtbewusstsein bereits so weit entwickelt, dass es bereit ist, sich der Erwartungshaltung der Erwachsenen zu stellen. In seiner Frontalität gleicht dieses Bildnis einer psychologischen Studie, in der sich bereits um die Jahrhundertmitte ein Realismus äußert, der auf das 1876/77 entstandene Porträt eines Bauernjungen von Wilhelm Leibl vorausweist (Berlin, Nationalgalerie). Rayski war es vielleicht nur durch seine Sonderstellung als Aristokrat, Familienangehöriger und Künstler möglich, die Befindlichkeit seiner jungen Modelle in dieser Weise zu m Ausdruck zu bringen. Sein malerisches Einfühlungsvermögen und sein unvoreingenommener Blick zeichnen seineKinderporträts in besonderer Weise aus.
(Michaela Motz: 2006)
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