Otto Dix, 1933 aus seinem Professorenamt entlassen, lehnte es ab, Deutschland zu verlassen, und übersiedelte an den Bodensee. Seine folgende Beschäftigung mit der Landschaft hatte der Porträtist stets als Verbannung oder Flucht beklagt.
Der Vergleich mit spätromantischen Darstellungen von Waldesinneren, an die Dix anknüpft, macht bewusst, dass Dix´ Gemälde von einer expressionistischen „Optik“ (Werner Haftmann, 1956) geprägt ist. Das sonnenbeschienene, fast giftig gelbgrüne Blätterdach gerät nicht zur idyllischen Naturschilderung. Das Bächlein wird in Dix´ Schilderung zu einem öligen Rinnsal, das die rötliche Erde fast einer Wunde gleich öffnet.
Von der nationalsozialistischen Kulturpolitik wurde eine detailtreue „Vaterlandsdarstellung“ propagiert, die sich auf die nationale Tradition der Altdeutschen und der Romantik gründen sollte. An diesen herrschenden Kunstgeschmack sind auch Dix‘ Landschaften angelehnt. Doch wohnt ihnen ein symbolischer, womöglich auch subversiver Gehalt inne. Ein solcher ist weniger in der Motivwahl des „deutschen Waldes“ zu finden, wie er auf der romantischen Suche nach nationaler Identität im19. Jahrhundert besungen wurde. Vielmehr erzeugen Farb- und Formgebung einen zwiespältigen Stimmungsgehalt, bei dem die kriechenden Wurzeln und die sich schlängelnden schlanken Stämme surreale Züge annehmen.
Text: Birgit Dalbajewa, 2021