Karl Schmidt-Rottluff hatte bereits vor dem Umzug der Mitglieder der BRÜCKE von Dresden nach Berlin 1911 eine Sonderstellung in der Gruppe. Von 1912 an entfernte er sich noch deutlicher vom Stil seiner Kollegen. In der Darstellung der Figur suchte Schmidt-Rottluff nach großen, klaren Rhythmen. Die Geometrisierung der Formen und spitzwinklige Linienverläufe, wie sie, angeregt von außereuropäischer Kunst, in Frankreich von kubistischen Künstlern entwickelt worden waren, boten dem Maler den Weg zu einer neuen, kraftvollen Bildsprache. Die beiden Frauen, die sich nach dem Bad ihre Haare kämmen oder auswringen, sind jeweils auf einer Bildhälfte angeordnet. Diese klare Komposition ist jedoch angefüllt mit rhythmisierenden Bewegungselementen. Einander entgegen richtet sich die streichende Bewegung des Kämmens. Aufeinander zu laufen hingegen die leuchtend blauen, spitzen Dreiecke der nassen Haare. Einen anderen, fast tanzenden Rhythmus greifen die angewinkelten Beine der Modelle auf. Der sichtbar schnelle Farbauftrag verstärkt diese Dynamik.
Haare und Körper sind in einem für die BRÜCKE-Maler typischen Blau-Gelb-Komplementärkontrast voneinander abgehoben, der Hintergrund vorwiegend im kraftvollen Kontrast aus Rot zu Grün gestaltet. Die farbigen Halbkreise – wohl ein dekorativer Stoff im Hintergrund – erinnern daran, dass im selben Jahr, 1912, Robert Delaunays „Formes circulaires“ und „Disques“ entstanden sind, als ein entschiedener Schritt zur Verselbstständigung von Farbe und Form. (Autor: Birgit Dalbajewa, 2018)

1978 erworben von der Familie des Künstlers, Karl-Marx-Stadt (Chemnitz)