Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer C 9065
Material und Technik
Abmessungen
36,2 x 23,4 cm
Inventarnummer
C 9065
Das wichtigste Werbemedium der traditionellen Marionettenspieler war seit Mitte des 19. Jahrhunderts der Theaterzettel. Dieser wurde nicht nur als Plakat aufgehängt, sondern auch durch den Theatergehilfen, der das Amt des Zettelträgers versah, an die Haushalte verteilt. Um 1900 waren tausend Zettel preiswerter als eine kleine Annonce in der lokalen Tageszeitung. Die persönliche Übergabe steigerte die Wirkung noch. Am Ende des Gastspiels wurden die Zettel wieder eingesammelt und für den Einsatz am nächsten Ort sortiert, teilweise sogar repariert. In den Großstädten wurden manchmal auch neue Zettel nur für einen Veranstaltungsort gedruckt. Durch Wegschneiden der Ortsangabe konnten auch diese Zettel weiterverwendet werden. -
Christian Heinrich Niedermeier (1836-1913) erlebte schon als Kind in seiner Heimatstadt Chemnitz das Puppenspiel von August Hoyer und baute sich selbst eine kleine Bühne, auf der er für die Nachbarschaft Vorstellungen gab. Nach dem Tod des Vaters lernte er unter schwierigen Bedingungen das Schmiedehandwerk, ließ seine Liebhaberei Puppenspiel aber nie ganz ruhen. Er arbeitete dann in der Maschinenfabrik von Richard Hartmann in Chemnitz, bis er 1859 gegen eine Unterschlagung von Lohngeldern protestierte und seine Arbeit verlor. Nach einem Zwischenspiel als Handpuppenspieler wirkte er als Gehilfe bei den Marionettenbühnen Kleinhempel, Rausch, Papsdorf, Kapphahn und Reinbold. 1869 machte er sich mit einem Handpuppentheater selbständig und konnte bald die Marionettenbühne eines Brasilien-Auswanderers übernehmen, mit der er bis zu seinem Tode 1913 durch das Erzgebirge reiste. Seine Kinder setzen das Geschäft wohl nicht fort. Die Textbibliothek wurde 1917 größtenteils an die heutige Staatsbibliothek Berlin verkauft. Ein Teil der Puppen befindet sich in der Puppentheatersammlung Dresden.
Signatur, Bezeichnung, Inschriften
Heinrich Niedermeier. R. Schilling`s Buchdruckerei, Mühltroff i. V.

Sammlung Otto Link, Leipzig.
Otto Link (1888-1959) stammte aus Bromberg in Westpreußen, einer deutschen Stadt, umgeben von polnisch bevölkerten Dörfern. Er war Katholik und wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Als Lehrer in Dorfschulen setzte er sich mit den kulturellen Gegensätzen auseinander. Er konnte polnisch und verstand auch andere slawische Sprachen ein wenig. Als seine Heimat 1919 zu Polen kam, wurde er an eine Leipziger Schule versetzt. Hier entdeckte er das Puppenspiel für sich, zunächst als Laienspieler im schulischen und außerschulischen Rahmen, dann als Redakteur der Zeitschrift „Das Puppentheater“, schließlich als Sammler und Forscher. Als international vernetzter Demokrat und SPD-Mitglied wurde er 1933 gemaßregelt, behielt aber weiterhin Distanz zum NS-Regime. Nicht einmal dem NS-Lehrerbund trat er bei, was sehr ungewöhnlich war und seiner schulischen Kariere schadete. Er gab das Spielen auf und konzentrierte sich auf das Sammeln. Am 1. April 1935 begann er mit dem ersten Inventarbuch. Ohne zu werten, trug er Materialien mit nationalistischem, nazistischem, kommunistischem und demokratischem Hintergrund zusammen. 1945 wurde Otto Link als einer der wenigen unbelasteten Lehrer Schulleiter und verlor diesen Posten wieder, als er sich weigerte SED-Mitglied zu werden. 1952 übereignete er seine private Sammlung dem Land Sachsen und wurde bis zu seinem Tode erster Leiter der „Staatlichen Puppenspielsammlung Dresden“ (später Puppentheatersammlung). Nach 1945 führte Otto Link keinerlei „Bereinigungen“ seiner Sammlung aus politischen Gründen durch, da er der Überzeugung war, dass das Material der Wissenschaft unverfälscht zur Verfügung stehen muss. Kleinere Vernichtungsaktionen, Überklebungen und Ausradierungen gab es erst unter seinen Nachfolgern, die niemals eine Demokratie erlebt hatten. In Otto Links Tradition wird die Sammlung heute fortgeführt.

Creditline
Puppentheatersammlung, Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Reproduktion
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