Wie Europa auf dem Stier (vgl. IX 45) gelangte auch die Bronzestatuette des Chronos 1699 als Ankauf Leplats in den Besitz Augusts des Starken. Stilistisch ist das Werk in die Nähe des berühmten Florentiner Bildhaues Gian Lorenzo Bernini zu rücken, von dem sich eine Zeichnung mit einem sehr ähnlichen Motiv in Schloss Windsor erhalten hat. Die Sitzfiguren des Vier-Flüsse-Brunnens in Rom, ausgeführt durch Gehilfen Berninis, weisen ebenfalls einige Gemeinsamkeiten mit der hier gezeigten Bronze auf.
Chronos, ein Sohn der Gaia (der Erde) und des Uranos (des Himmels), war als Gott der Zeit ein in der bildenden Kunst des Barock beliebtes und häufig dargestelltes Motiv. Zumeist wird er als geflügelter Greis charakterisiert, wie dies auch bei der gezeigten Bronzestatuette der Fall ist. Verloren ist die Sichel, welche die muskulöse bärtige Gestalt einst in ihren Händen hielt. Mit ausgebreiteten Flügeln und abgespreizten Beinen thront der Gott auf einer Weltkugel, auf deren Oberfläche in flachem Relief Wolkengebilde angedeutet sind. Eindrucksvoll sind nicht nur die plastische Ausarbeitung des Körpers mit der genauen Definition der Muskeln und der fließende Faltenwurf, sondern auch die spannungsvolle Bewegung, in der die Figur auf der Kugel balanciert.