Als die Meissener Manufaktur in den 1730er Jahren begann, ganze Tafelservice aus Porzellan zu fertigen, dienten ihr dafür vielfach europäische Silbergeschirre als Vorbild. Auch dieser bauchige Flaschenkühler mit weit ausgestelltem Rand, feinem Reliefdekor aus lanzettförmigen Blättern oberhalb des eingeschnürten Fußes und aufgebogenen Henkeln ist Silberschmiedearbeiten nachgeahmt (Grünes Gewölbe, Inv. Nr. IV 190). In solchen Gefäßen wurden einzelne Weinflaschen unmittelbar neben der Tafel in Eiswasser gekühlt, um das Getränk wohl temperiert servieren zu können.

Während die Formgebung ganz europäisch ist, sind die Motive der lockeren Bemalung japanischen Porzellanvorbildern abgeschaut. Der Streudekor aus Päonien-, Granatapfel- und Prunuszweigen, Blumen und Reisigbündeln im Kakiemon-Stil wurde um 1730 im Auftrag des Pariser Händlers Rodolphe Lemaire in Meissen eingeführt (Inv. Nr. PE 5065). Lemaire bestellte zahlreiche Kopien chinesischer und japanischer Vorbilder, um sie in Frankreich mit großem Gewinn als fernöstliche Originale zu verkaufen. Nachdem der König diesem Betrug 1731 ein Ende gesetzt hatte, wurden viele der ostasiatischen Motive und Dekore nicht länger ausgeführt. Manche fanden aber auch Eingang in das Repertoire der Meissener Manufaktur. Die blühenden Zweige und Blumen im Kakiemon-Stil eigneten sich besonders gut, glatte Flächen zu schmücken und zugleich kleinere Brandfehler und Unreinheiten in der Glasur zu kaschieren. (Julia Weber, 2021)