Der grüne Wandschirm, bemalt mit Bordüren und einer hockenden Figur in Blau, stand in Ernst Ludwig Kirchners Atelier in Dresden-Friedrichstadt in der Berliner Straße 80. Der im Hintergrund sichtbare, gelbe geraffte Vorhang mit medaillonartig angeordneten, erotischen Szenen ist auch in vielen anderen in diesem Raum entstandenen Gemälden und Zeichnungen zu erkennen. In der Atelierwohnung versammelten sich die jungen Maler, die sich zur Künstlergruppe BRÜCKE zusammengeschlossen hatten, sowie auch ihre Freundinnen und Modelle. Um schneller lebendige Skizzen anfertigen zu können, legten die jungen, unkonventionell und antibürgerlich lebenden Bohemiens ihnen nahe, sich ungezwungen nackt zu bewegen. So sind hier im Vordergrund zwei reifere Mädchen, eine über den Schirm gelehnte Figur und hinter dem Schirm hervorschauend ein jüngeres Mädchen, wohl das beliebte Dresdner Modell Fränzi, zu sehen. Schwarze Umrisslinien trennen die großflächig und gleichmäßig ausgestrichenen, auf die Kontrastpaare Rot-Grün und Blau-Gelb zurückgeführten Farbflächen entschieden voneinander ab: eine Vorgehensweise, die typisch ist für das grafische Arbeiten, zum Beispiel den Holzschnitt mit stehen gelassenen Stegen. Der konsequent flächige BRÜCKE-Stil, damals eine „ornamentale Farbsensation“ (Carl Einstein, 1926), war 1910/11 am Höhepunkt angelangt. (Autor: Birgit Dalbajewa, 2018)

2016 erworben aus dem Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen, mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder. Gemeinsame Leihgabe der Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Ostsächsischen Sparkasse Dresden