Ute Richter ging Anfang der 1990er Jahre zum Studium nach Paris. Vermutlich dort immer wieder mit der Frage konfrontiert, wie denn ihr Leben in der DDR vor dem Mauerfall gewesen sei, antwortete Richter ihren französischen Freunden Jahre später mit einem ironischen, ja fast subversiven Bild auf die nur schwer zu beantwortende Frage: "Comment c´était avant la chute du mur – Wie es vor dem Falle der Mauer war". Die Mauer wird zum (Ab-) Bild und bleibt dabei doch nur eine gewöhnliche Mauer. Richter verzichtet auf die ikonische Überhöhung des realen Bauwerks in Berlin, auf die Graffitis auf der westlichen und die militärischen Posten auf der östlichen Seite. Sie zeigt vielmehr detailliert den fachgerechten Aufbau eines Ziegelmauerverbandes. Damit befreit sie das symbolträchtige Bauwerk von seiner historischen Überhöhung und fokussiert auf seine ursprüngliche, rudimentäre Funktion: etwas einzuschließen und zu verbergen. Die siebenteilige Arbeit wurde 2010 als Förderankauf der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen für den Kunstfonds erworben.