Vorschaubild des Elementes mit der Inventarnummer Ca 2005-4
Die Geschichte „Der Jude im Dorn“ ist vom latenten Antisemitismus geprägt wie er seit Jahr-hunderten in Europa verbreitet war. In der Märchensammlung der Brüder Grimm wurde der Text erstmals 1815 veröffentlicht. Sixt Armin Thon fertige im Jahr 1877 acht Illustrationen dazu an. Zusammen mit dem gedruckten Text wurden diese Zeichnungen auf vier Blättern montiert und in ein Album eingebunden.
Text und Illustrationen folgen stereotypen Darstellungsmustern. Einem Juden werden negative Eigenschaften (geldgierig, hinterlistig, verleumderischen) zugeschrieben, um das unlautere Handeln seines Gegenparts - einem Knecht - zu rechtfertigen.
Thons Zeichnung zeigt den Juden als alte gebeugte Gestalt mit Kippa, krummer Nase, lan-gem Bart und Schläfenlocken, in ein mantelartiges Gewand gehüllt. Der Knecht wird überaus positiv, als junger, gutaussehender Mann dargestellt. „… fleißig und redlich, […] wenns eine saure Arbeit gab, wo immer keiner anpacken wollte, so stellte er sich immer zuerst daran.“
Die Geschichte entspinnt sich an der Tatsache, dass ein Dienstherr seinen Knecht unfair bezahlt entlässt. Auf seiner Wanderschaft begegnet ihm ein altes Männlein, das ihm zum Dank für seine Großzügigkeit drei Wünsche erfüllt: Ein Blasrohr, mit dem er alles trifft, wonach er zielt, eine Fidel, die alle zum Tanzen zwingt und, dass man ihm keine seiner Bitten abschlagen kann.
Auf seinem Weg trifft er einen Juden, der einem Vogel lauscht. Der Knecht erschießt den Vogel mit seinem Blasrohr. Der Jude will ihn aus der Dornenhecke holen. Doch als er sich in das Gestrüpp vorgearbeitet hat, fängt der Knecht an, auf seiner Fidel zu spielen. Der Jude muss im „Dorn“ tanzen. Die Szene ist sehr anschaulich von Thon gezeichnet. Die kräftigen Ranken zerfetzen die sich bauschenden Kleider.
Der Jude bietet dem Knecht einen Beutel voll Gold, damit er endlich aufhört. Der Knecht steckt die Fidel weg und macht sich mit dem Gold davon. Der Jude – in Thons Illustration nun eine sehr abgerissene Gestalt – zeigt ihn an, worauf der Knecht festgenommen und wegen Raubes zum Tod am Galgen verurteilt wird.
Vor der Hinrichtung bittet der Knecht darum, noch einmal auf seiner Fidel spielen zu dürfen. Dies wird ihm gewährt und so kommt es, dass bald alle Beteiligten tanzen. Der Richter handelt mit dem Delinquenten aus, das Todesurteil aufzuheben, wenn er aufhört zu spielen.
Unter Androhung wieder zu fideln, dreht der Knecht den Spieß um und stürzt sich auf den Juden: „Spitzbube, jetzt gesteh, wo du das Geld herhast!“ Der Jude gibt zu, es gestohlen zu haben, und landet schließlich anstelle des Knechts am Galgen.

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden distanzieren sich von antisemitischen und anderen rassistischen Darstellungen, haben aber zugleich die Pflicht, sich auch problematischen Werken ihres Bestandes zu stellen und sie nach Möglichkeit in der Online Collection kontextualisierend mit einem entsprechenden Kommentar zu begleiten.
Susann Krüger, 31.05.2024
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