Muschelförmige Schale
Miseroni, Ottavio - Steinschneider
Ort, Datierung
Material und Technik
Abmessungen
H 10,5 cm, B 16,5 cm, T 10,6 cm, B Fuß 6,7 cm, T Fuß 5,0 cm; Gewicht: 171 g
Museum
Inventarnummer
V 319
Die abstrahierende Nachahmung eines muschelförmigen Naturwunders gelang bei diesem Ziergefäß auf faszinierend Weise und setzte virtuose Fähigkeiten im Bergkristallschnitt voraus: Die Gefäßform war nach dem Rohschliff zunächst noch relativ dickwandig. In weiteren Arbeitsschritten wurden kleine Spitzzacken Stück für Stück aus der Oberfläche herausgeschnitten, bevor die Schale ihre endgültige Gestalt erhielt. Diese aufwendige Bearbeitungstechnik, bei der man einen erheblichen Verlust beim Schliff des kostbaren Naturmaterials in Kauf nahm, führte zu einem grandiosen Ergebnis, denn die Schale ist außerordentlich dünnwandig ausgeschliffen und demzufolge sehr leicht. Was komplizierter Schleifarbeit bedurfte, erweckt den Eindruck, als wäre es mit leichter Hand aus Wachs geformt.
Die Schale, zu der bislang nichts Vergleichbares in den großen Bergkristallsammlungen in Paris, Madrid und München gefunden werden konnte, ist ein fragiles Meisterwerke der "arte grossa". Die Summe ihrer stilistischen Merkmale verweist jedoch auf den "weichen Stil", der die Steinschneidekunst von Ottavio Miseroni (um 1568-1624) in den Jahren zwischen 1600 und 1612 bestimmte. Ottavio Miseroni war seit 1588 in Prag am Hof Kaiser Rudolfs II. tätig und fertigte vor allem Gefäße aus Jaspis, Achat, Nephrit oder Heliotrop. Darin lag seine Stärke. Sicher ist, dass er Bergkristall nicht annähernd in solch großem Umfang wie die in Mailand tätigen Miseroni bearbeitet hat. Daher sind die Kenntnisse über die Bergkristallgefäße dieses Steinschneiders, der auch junge Kristallschneider aus Mailand zeitweise in seiner Prager Werkstatt beschäftigte, noch nicht ausreichend und in manchem ungewiss. Rudolf Distelberger (1978) vermutete jedoch in zwei zierlichen Schälchen aus Bergkristall in Wien (Kunsthistorisches Museum, Kunstkammer) ebenfalls Prager Arbeiten von Ottavio Miseronis. Diese sind ebenso weich in der Modellierung und in ihrem Erscheinungsbild mit Mailänder Stücken nicht zu verwechseln.
Die Schale, zu der bislang nichts Vergleichbares in den großen Bergkristallsammlungen in Paris, Madrid und München gefunden werden konnte, ist ein fragiles Meisterwerke der "arte grossa". Die Summe ihrer stilistischen Merkmale verweist jedoch auf den "weichen Stil", der die Steinschneidekunst von Ottavio Miseroni (um 1568-1624) in den Jahren zwischen 1600 und 1612 bestimmte. Ottavio Miseroni war seit 1588 in Prag am Hof Kaiser Rudolfs II. tätig und fertigte vor allem Gefäße aus Jaspis, Achat, Nephrit oder Heliotrop. Darin lag seine Stärke. Sicher ist, dass er Bergkristall nicht annähernd in solch großem Umfang wie die in Mailand tätigen Miseroni bearbeitet hat. Daher sind die Kenntnisse über die Bergkristallgefäße dieses Steinschneiders, der auch junge Kristallschneider aus Mailand zeitweise in seiner Prager Werkstatt beschäftigte, noch nicht ausreichend und in manchem ungewiss. Rudolf Distelberger (1978) vermutete jedoch in zwei zierlichen Schälchen aus Bergkristall in Wien (Kunsthistorisches Museum, Kunstkammer) ebenfalls Prager Arbeiten von Ottavio Miseronis. Diese sind ebenso weich in der Modellierung und in ihrem Erscheinungsbild mit Mailänder Stücken nicht zu verwechseln.
Reproduktion
Wenn Sie Abbildungen dieses Objektes nutzen möchten, nehmen Sie bitte hier mit uns Kontakt auf. Auch Objekte, die aus ethischen Gründen ausgeblendet sind, können bei begründetem Interesse mit diesem Formular angefragt werden.
Feedback
Wenn Sie zusätzliche Informationen zu diesem Objekt haben oder einen Fehler entdeckt haben, dann schreiben Sie uns:
Anmerkung verfassen
Weitere Objekte, die Sie interessieren könnten, aus den Rubriken: