Zum kostbaren Bestand der kurfürstlichen Schatzkammer im Dresdner Schloss gehörte eine Sammlung von 42 Gefäßen aus Bergkristall. Die Beschreibungen im Inventar von 1586/87 fallen jedoch zumeist sehr knapp aus, so dass eine zweifelsfreie Identifizierung mit heute noch im Grünen Gewölbe erhaltenen Stücken oft nicht mehr möglich ist. Ob das hier gezeigte bauchige Gefäß mit einer weiß emaillierten Blüte auf dem mit Pfeifendekor verzierten Deckel einst zu jener Gruppe von fünf "Chritsalin glaß oben spizig zu, mit kleinen deckeln, darauf gulden knopfichen mit Laubwerck" zählte, kann daher nur vermutet werden. Folgt man dieser Annahme, so wäre ein sicherer terminus post quem für die Datierung des Bergkristallgefäßes gegeben.
Mit seinem originellen, aber recht eigentümlichen Dekor, der aus einer Vielzahl von erhaben geschnittenen, dicht aneinander gesetzten Segmenten in Tropfenform gebildet ist, nimmt das Gefäß eine stilistisch singuläre Stellung im Bergkristallbestand des Grünen Gewölbes ein. Mit gesicherten Bergkristallarbeiten der Saracchi oder Miseroni in Mailand lässt es sich nicht vergleichen. Eine typische Mailänder Goldschmiedearbeit ist der goldene Fassungsring mit schwarz emaillierten Ornamenten und rot emaillierten Ovalfeldern, die Rubinbesatz imitieren