Anfang des Jahres 1578 hatte Georg Wecker aus München die Anstellung als Hofdrechsler in Dresden auf Lebenszeit angenommen. 1584 folgte Egidius Lobenigk, der ebenso wie Wecker zur weiteren Unterweisung Herzog Christians von Sachsen in der Drechselkunst in die Stadt an der Elbe gekommen war. Beide Künstler machten die unweit der Kunstkammer gelegene Drechselkammer im Dresdner Schloss zu einer leistungsfähigen und berühmten Werkstatt. Auf der Drechselbank ließen sich einmal entworfene Gefäßformen mehrfach und in unterschiedlicher Größe herstellen. Waren verschieden geformte Profilscheiben aus Metall, die beim Drechselvorgang "abgetastet" und auf den kostbaren Werkstoff übertragen wurden, erst einmal angefertigt, so war es relativ unkompliziert, gleich große oder auch verkleinerte Ausführungen ein und derselben Gefäßform herzustellen. Wie der Pokal zeigt, ergab erst die geschickte Montage solcher Einzelteile ein komplettes Kunstwerk von bestaunenswerter Qualität, das alle Merkmale eines kostbaren Kunstkammerstückes erfüllte. Vergleicht man die von Wecker signierten und datierten Werke aus den Jahren zwischen 1586 und 1589, so wird eine erstaunliche stilistische Kontinuität auf höchstem künstlerischen Niveau deutlich: Seine sehr elegant wirkenden Gefäßvariationen wirken stets stabil, sind klar strukturiert und wohlproportioniert. Sie schlossen material- und konstruktionsbedingt jedoch eine praktische Nutzbarkeit als Trink -oder Schankgeschirre von vornherein aus.