Obwohl die nackte Frau nicht von Amor, Dienerinnen oder den Grazien begleitet ist, wie aus der antiken Mythologie überliefert, so verweisen ihre Attribute – Halskette, Diadem und Spiegel –auf das künstlerisch sehr attraktive Sujet der so genannten Toilette der Venus. Der Spiegel impliziert die Selbsterkenntnis im Sinne von Prudentia (Wahrheit), aber auch die Selbstverliebtheit in die eigene Schönheit und Jugend, mit der die Göttin ihr Spiegelbild betrachtet. Als Schöpfer der Statuette galt lange Zeit der aus Dresden stammende, die meiste Zeit seines Lebens in Venedig tätige Bildhauer und Elfenbeinschnitzet Melchior Barthel (siehe auch Inv.-Nr. II 47 und II 342). Diese Zuschreibung lässt sich aus stilistischen Gründen nicht mehr aufrechterhalten. Allerdings kann der ihm eng verbundene Christoph Abraham Walther in Betracht gezogen werden. Walther und Barthel waren gebürtige Sachsen und hatten zwischen 1647 und 1649 prägende Jahre der Ausbildung bei dem berühmten Elfenbeinkünstler David Heschler in Ulm verbracht. Datierte, feinteilig und elegant ausgeführte Zeichnungen von Walther (1653, 1663, 1669) könnten nach eigenen seiner Elfenbeinstatuetten entstanden sein. Ein kleiner Frauenkopf aus Marmor, signiert und datiert 1665 (Hamburg, Museum für Kunst und Gewerbe), entstand kurz nach Walthers Rückkehr nach Dresden und bezeugt sein Talent zum kleinplastische Arbeiten besonders eindrucksvoll.