Die Göttin Diana, den Halbmond über Stirn, sitzt auf einem Baumstamm und blickt zu ihrer Gefährtin empor, deren Schenkel sie mit beiden Armen umfasst. Die Wirkung der Gruppe beruht weniger auf deren mythologischen Hintergrund als sehr viel mehr auf der Darstellung einer intimen Gesprächssituation, die der Künstler mit psychologischem Feingefühl eingefangen hat. Der Vergleich mit der Statuette des David mit dem Haupte Goliaths (Florenz, Museo degli Argenti), einer Elfenbeinkopie von Balthasar Stockamer nach der signierten Kleinbronze von Giovanni Francesco Susini (Wien, Sammlung Liechtenstein) ist überraschend evident. Sowohl die Körpermodellierung als auch die Sitzhaltung (der Diana und des David), die fein geschnittenen Gesichtszüge im Profil (mit markanten, sehr geraden Nasenrücken) sind stilistisch sehr nah verwandt. Stockamer, geboren in Nürnberg, stand über viele Jahre im Dienst von Kardinal Leopoldo de’Medici in Florenz, fertigte zahlreichen Werke für die Elfenbeinsammlung der Medici und folgte (trotz seiner Erfolge) dennoch 1681 einer Berufung nach Weißenfels in Sachsen, an den Hof von Adolf I. (reg. 1680-1697), wo er die Nachfolge des namhaften Bildhauers Johann Heinrich Böhme d.Ä. antrat. Stockamer war als ein in Rom und Florenz geschulter Bildhauer nach Sachsen gekommen und damit einige Jahre früher als Balthasar Permoser, der erst 1689 von Florenz nach Dresden reiste und hier zum Hofbildhauer berufen wurde. Es kann als sicher gelten, dass beide Künstler einander kannten. Weshalb der hoch begabte Stockamer allerdings nicht in der Residenzstadt Dresden gearbeitet hat, bleibt eine Frage, die noch unbeantwortet bleiben muss.