Obwohl im letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts in München, Freising und Bayreuth Glashütten in Betrieb waren, lässt sich keine davon als Produktionsstätte von Goldrubinglas nachweisen. Die Fülle an erhaltenen Goldrubingläsern aus dieser Zeit mit vorwiegend Augsburger Fassungen und zum Teil hervorragenden Schnittdekoren legt jedoch die Vermutung nahe, dass man andernorts in Süddeutschland die Herstellung von Goldrubinglas beherrscht haben könnte, ohne dass man dafür, trotz intensiver Forschung, bislang einen endgültigen Beweis erbringen konnte (Kerssenbrock-Krosigk 2001). Die so genannten „süddeutschen“ Goldrubingläser weisen im Unterschied zu denen aus Brandenburg und Böhmen in Färbung und Konsistenz einige Mängel auf, die jedoch ihren künstlerischen Wert kaum beeinträchtigen. Die beiden bauchigen Deckeldosen (siehe auch IV 139) aus „süddeutschem“ Goldrubinglas erhielten ihre endgültige Gestalt in der Werkstatt des Augsburger Meisters Tobias Baur, der sich als Spezialist für die Fassung von Gefäßen aus diesem ebenso kostbaren wie fragilen Material einen Namen gemacht hat. Die kleinere der beiden Dosen diente zur Aufbewahrung von Zucker, die andere wahrscheinlich als Teebehältnis. Sie gehören zu einem Teeservice, von dem die Kanne (siehe IV 209) und zwei kleine Koppchen mit Unterschalen im Besitz des Grünen Gewölbes erhalten sind.