Nur zwei Juwelengarnituren Augusts des Starken besaßen als Hutschmuck eine Aigrette. Dabei handelte es sich um Jagdgarnituren aus Achat und Karneol. Die ausgesprochen elegante, bewegt gestaltete Hutzier erscheint damals wie heute als das Hauptwerk der fast vollständig erhaltenen Karneolgarnitur. Der große Edelstein besitzt die Form einer symmetrischen Rosenblüte mit naturalistisch angeordneten Staubgefäßen in ihrer Mitte. Dieser weich geschnittenen Blüte, die sich aus einem Blattkelch erhebt, wurden an den oberen Seiten kleine ornamenthafte Blätter angesetzt. Die sensibel gearbeitete Naturform der Rose erhält durch eine nach rechts geneigte Blattrispe eine eigene Dynamik. Der Steinschnitt und die Juwelierarbeit sind in Dresden entstanden. Johann Melchior Dinglinger hat hierbei wohl als Entwerfer und ausführender Goldschmied mit dem Steinschneider Johann Christoph Hübner zusammengearbeitet. So ergänzt er die Steinschneidearbeit durch asymmetrisch aus den Seiten der Karneolrose wachsende Federn aus vergoldetem Silber. Ebenso wie bei der Aigrette der Achatgarnitur (VIII 24) wechseln sich dabei schmale, gravierte mit breiteren, brillantbesetzten Federn ab. Dabei vermied Dinglinger die bei der Achataigrette dominierende Regelmäßigkeit, indem er gegenläufige vergoldete Federn einfügte. Die untere Platte, welche ein Teil des Bügels ist, mit dem das Schmuckstück an der Hutkrempe befestigt wurde, ist mit einem aus zahlreichen Diamanten zusammengesetztem „A“ als Monogramm Augusts II. geschmückt. Dahinter befindet sich eine Hülse zum Einstecken von Reiherfedern. Die Aigrette mit ihrer vegetabilen Bekrönung und den asymmetrisch wehenden Silberfedern ist ein diamantsprühendes Feuerwerk höfischer Eleganz und zugleich ein einzigartiges Juwelenkunstwerk des Spätbarock.