Anfang des Jahres 1578 folgte Georg Wecker aus München dem Ruf nach Dresden und nahm die ehrenvolle Anstellung als Hofdrechsler auf Lebenszeit an. Kurfürst August von Sachsen, der als drechselnder Souverän hin und wieder selbst an der Drehbank gestanden hatte, avancierte rasch zum passionierten Sammler der Drechselkunststücke des begabten Münchners.
Erst drei Jahre nach seinem Dienstantritt am Dresdner Hof begann Wecker, seine Arbeiten zu signieren und zu datieren. Im ersten Inventar der Dresdner Kunstkammer, das ein Jahr nach dem Tod des Kurfürsten 1587 verfasst wurde, finden sich 16 seiner Elfenbeinwerke verzeichnet. Neun Kunstdrechseleien Weckers aus dem Jahr 1586 sind im Grünen Gewölbe erhalten. Der hier gezeigte Pokal, aus dessen Deckel zwei kleinere Pokale emporzuwachsen scheinen, gehört dazu. Erst 1589 wurde er zur Kunstkammer abgegeben. Trotz seiner imposanten Größe wirkt er fragil und zierlich. Seine Restaurierung 1992 brachte ein faszinierendes Konstruktionsprinzip zu Tage, das Wecker immer wieder angewendet hat: Das gesamte Werk wurde nicht aus einem Stück Elfenbein gedrechselt, sondern besteht aus verschiedenen Einzelteilen, die durch sogenannten Bajonettverbindungen erst nach der "Endmontage" ein Ganzes ergaben.