Ein Höchstmaß an handwerklicher Geschicklichkeit, geometrisch- mechanischen Kenntnissen und eine perfekt funktionierende Drechselbank verlangte die Herstellung von so genannten Contrefait-Kugeln, wie sie der Sprachgebrauch des späten 16. Jahrhunderts benannte. Sie setzen sich aus mehreren, mit runden Lochöffnungen versehenen Hohlkugeln von gleichmäßig abnehmender Größe zusammen und sind wie Schalen einer Zwiebel, jedoch gegeneinander beweglich, angeordnet. Im Inneren findet man in kleinen, oval gedrechselten Kapseln, die sich mit Hilfe von Zugschnüren von außen öffnen und schließen lassen, Miniaturbildnisse verborgen, die diesen Kugeln ihren Namen gaben. Vor allem die verblüffende Tatsache, dass sie jeweils aus einer massiven Elfenbeinkugel heraus gedrechselt wurden, machte sie zu Raritäten und begehrten Sammlungsstücken. Von dem Mailänder Elfenbeindrechsler Giovanni Ambrogio Maggiore (geb. um 1550) stammt die erste Contrefait-Kugel aus dem Jahr 1582 (Florenz, Museo degli Argenti). In Dresden setzte der Hofdrechsler Egidius Lobenigk diese Erfindung um und Georg Friedel führte sie Jahre später in noch verfeinerten Variationen aus. Von ihm sind vier signierte Drechselkunststücke in Kugelform im Grünen Gewölbe erhalten. Nur eine enthält im Inneren ein Contrafect. Diese kleine Gruppe ist, ohne dass der Name Friedels erwähnt wäre, ebenfalls im Inventar der Dresdner Kunstkammer von 1619 unter jenen Kunststücken aus Elfenbein aufgeführt, die der Hofdrechsler Jakob Zeller eingeliefert hatte.