Weltweit haben sich in keiner anderen Sammlung so viele und schöne indische Perlmutterarbeiten des 16. Jahrhunderts in europäischen Goldschmiedefassungen erhalten wie im Grünen Gewölbe. Im 16. und frühen 17. Jahrhundert gelangten diese Perlmutterarbeiten aus Gujarat – Gießgarnituren ebenso wie Kassetten und Schalen – durch portugiesische Seefahrer auf den europäischen Markt. Sie gehören zu einer Gruppe von insgesamt sieben kostbaren Prunkkassetten aus der Dresdner Kunstkammer, die zwischen 1589 und 1609 für das Kurfürstenhaus erworben wurden. Von diesen blieben fünf im Grünen Gewölbe. Die beiden anderen wurden 1924 aufgrund der Fürstenabfindung an den Familienverein Haus Wettin abgegeben.
Zwei der Perlmutterkassetten stammen aus der Werkstatt des Nürnberger Goldschmieds Nicolaus Schmidt (tätig zwischen 1582 und 1609). Dieser gehörte zu den Meisterschülern des großen Goldschmiedekünstlers Wenzel Jamnitzer. Die sächsischen Kurfürsten um 1600 scheinen seine prachtvollen Goldschmiedefassungen geschätzt zu haben, denn sie erwarben von ihm zahlreiche weitere Kunstwerke, darunter die nach einem Entwurf seines Lehrers Jamnitzer von ihm gefertigte große Prunkkassette (IV 115) und eine Gießgarnitur mit Becken aus Perlmutterplättchen ( IV 157 und IV 248), die beide heute im Neuen Grünen Gewölbe zu sehen sind. Die Kassette besteht aus einem in Indien aus eckig und lanzettförmig geschnittenen Perlmutterplättchen fugenlos aneinander gesetzten Korpus mit Deckel. Schmidt befestigte die Plättchen durch einen kleinen, dekorativen Metallstift am Holzkörper der Kassette. Die Fassung ist im Vergleich zur anderen Prunkkassette (III 244) etwas zurückhaltender gehalten.