Die beiden stattlichen Deckelbecher (IV 184 und IV 188) erfüllen in Format und Dekor ganz die Ansprüche fürstlicher Repräsentation. Sie werden jeweils von drei sitzenden Löwen getragen, den Sinnbildern von Kraft und Stärke. Stehende Löwen bekrönen zudem die Deckel und halten das für das Besitzerwappen vorgesehene Schild, das hier jedoch leer blieb. Die feinen Gravuren auf der Außenseite der Kuppa zeigen, umgeben von fein gestochenen Blattranken, jeweils drei berittene Imperatoren. Zwischen den durchbrochenen Akanthusranken, welche die Wandung über den Löwenfüßen und auch die Mitte des Deckels schmücken, finden sich kleine gegossene Cäsarenporträts, während jeweils drei weitere gestochene Bildnisse römischer Kaiser den Deckelwulst zieren. Wie aus den Inventaren hervorgeht, war das aufgelegte Rankenwerk ursprünglich unvergoldet und bildete so einen reizvollen Kontrast zur vergoldeten Fläche. 1694 gelangten die beiden repräsentativen Becher als Geschenk der Torgauer Ratsherren in den Besitz Friedrich Augusts I., der gerade erst seinem unerwartet früh verstorbenem Bruder Johann Georg IV. als Kurfürst nachgefolgt war. Zusammen mit weiteren ausgewählten Stücken des sächsischen Staatsschatzes zierten sie wenig später das zur Krönung 1697 in Krakau errichtete Silberbuffet. Auf dieser eindrucksvollen Präsentation, die dem neuen Rang des Monarchen als König von Polen Ausdruck verleihen sollte, dürften sie als sinnreiche Anspielung auf Macht und Größe des römischen Imperiums verstanden worden sein.