Der "Apis-Alter" beschäftigt sich mit der im frühen 18. Jahrhundert in Europa kaum bekannten Gedanken- und Formenwelt des Alten Ägypten, vor allem mit den Göttern des Pharaonenreiches. Das hochaufragende Kabinettstück reizt dabei nicht nur durch die fremdartigen, prächtig gestalteten Formen die Augenlust, sondern widmet sich zugleich mit Sensibiliät und tiefsinniger Gelehrsamkeit einer damals noch weitgehend unerforschten Epoche des Altertums. Anregungen und Bildvorlagen bezog Dinglinger aus dem zwischen 1719 und 1724 veröffentlichten zehnbändigen Stichwerk "L'antiquité expliquée et représenté en figure" des französischen Altertumsforschers Bernhard de Montfaucon.
Von der Bedeutung dieser Nachschöpfung ägyptischer Kunst im Verständnis Dinglingers berichtet die auf den Schmalseiten des Obeliskensockels angebrachte lateinische Inschrift "Was die Antike an Ägypten bestaunte,/ stolze Monumente/ leben, von neuem Lichte erhellt,/ in diesem Werke fort,/ welches,/ alten Denkmälern getreu/ nicht den Fleiß, nicht die Kosten scheuend." Auf der linken Seite heißt es: "erdacht, errichtet und ausgeschmückt hat/ des Großmächtigen Polenkönigs Friedrich Augusts/ Erster Juwelier,/ Johann Melchior Dinglinger,/ Dresden,/ im Jahre des Heils 1731".