Die bauchige Flasche, zu der einst ein Stöpsel aus einer Rubinwacke gehörte, verwahrte Kurfürst August von Sachsen neben anderen Kostbarkeiten nicht in der Kunstkammer, sondern in der Schatzkammer im Dresdner Schloss. Sie zählt zu den besten Bergkristallarbeiten der Saracchi-Werkstatt. Auf der Vorderseite sieht man eine Szene aus dem Alten Testament. Dargestellt ist der von Gehilfen umgebene Patriarch Noah beim Pflanzen eines Weinstockes. Als detailgetreu umgesetzte Vorlage diente eine Zeichnung von Annibale Fontana (Mailand, Biblioteca Ambrosiana), der in die Familie der Saracchi eingeheiratet hatte. Als exzellenter Meister der "arte minuta", als so genannter "intagliatore di cristallo", brachte er seine Erfahrungen als Medailleur und Bildhauer ein. Er führte in technisch perfektem Tiefschnitt auf oft nur wenige Millimeter dünn geschliffenen Gefäßkörpern vor allem figürliche Darstellungen aus und war den Saracchi durchaus künstlerisch ebenbürtig.
Die Rückseite der Flasche, zu der es keine erhaltene Entwurfszeichnung gibt, hat die Trunkenheit und Schande des Noah zum Thema: Ham sieht die Blöße des schlafenden, vom Wein berauschten Vaters. Die beiden älteren Söhne Sem und Japhet nähern sich mit abgewendeten Gesichtern und werden, was die Darstellung nicht erzählt, ohne hinzuschauen die Scham ihres Vaters bedecken. Die Anordnung der Szenen auf der Vorder- und Rückseite lädt den Betrachter ein, die »Bouteille«, da er sie nicht in die Hand nehmen kann, so doch zu umschreiten, um die Abfolge der biblischen Geschehnisse zu entdecken.