Die Darstellung trägt Züge einer profanen Genreszene: Maria umfängt mit ihrem rechten Arm das Jesuskind, das sich aufrecht stehend der Mutter zuneigt. Ihr zur Linken ist der Johannesknabe mit dem Lamm in Seitenansicht zu sehen. Mutter und Kind sind in anmutigen Gesichtszügen, den nur einen Schlitz breit geöffneten Augenlidern und dem sanften Lächeln einander sehr ähnlich. Hinter Maria mit den Kindern ist der hl. Joseph als Brustbild sichtbar. Er ist in andächtiger Betrachtung versunken, die einen (eher ungewöhnlichen) erotischen Hintersinns hat, da sein Blick auf die entblößte Brust der Maria fällt. Das unsignierte Relief aus der Elfenbeinsammlung des Grafen Heinrich von Brühl fügt sich stilistisch wie ikonographisch harmonisch in eine Werkgruppe von Paul Heermann ein. Mit dem PH-Monogramm bezeichnete Elfenbeinreliefs des Künstlers, die Maria mit Kind und Johannesknaben nebst den in stiller Beobachtung verharrenden Joseph zeigen, befinden sich in Braunschweig (Herzog Anton Ulrich-Museum) und in London (Victoria & Albert Museum). Ein anderes monogrammiertes Relief mit der hl. Familie (allerdings ohne Johannesknaben) besitzt das Hessische Landesmuseum in Darmstadt und ein weiteres, nur mit Maria und dem Jesuskind, verwahrt ebenfalls das Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig. Frappierend ähnlich ist die Platzierung des hl. Joseph, der den Kopf entspannt auf die Hand stützt und Maria über die Schulter schaut, auf unserem Relief wie auf den erwähnten Reliefs in London und Braunschweig. Obwohl stilistisch deutlich abweichend, lässt sich eine vergleichbare Komposition auch auf dem Elfenbeinrelief mit der hl. Familie, ehemals in Hamburg (Museum für Kunst und Gewerbe, Kriegsverlust) erkennen.