Kurfürst Christian II. von Sachsen war ein leidenschaftlicher Sammler von feinmechanischen und technologischen Meisterwerken. Den Figurenautomaten mit Diana auf dem Kentauren erwarb er 1610 während eines Aufenthaltes in Prag. Wahrscheinlich sah er dort bei einem Besuch der kaiserlichen Kunstkammer ein ganz ähnliches Stück im Besitz Rudolfs II., das sich heute im Kunsthistorischen Museum Wien befindet. Das skurrile Trinkspiel konnte sich über den Tisch bewegen, wobei der größere Hund den Kopf drehte, der kleinere auf- und niedersprang, während Diana sowie der Kentaur die Augen hin- und herwandern ließen. Sobald der Automat stillstand, schoss der Kentaur einen Pfeil ab.
Objekte dieser Art dienten nicht nur der Tafeldekoration und dem Amüsement der höfischen Gesellschaft. Sie faszinierten, da sie die Illusion von Lebendigkeit erweckten, und stellten durchaus auch eine intellektuelle Herausforderung dar. Gebildeten Gästen dürfte es ein besonderer Reiz gewesen sein, die Funktionsweise dieser Automaten zu ergründen, deren ausgeklügelter Mechanismus sich dem Blick des Betrachters entzog.
Die hohe Qualität der Silberplastik könnte darauf hinweisen, dass dem Augsburger Goldschmied Hans Jakob I Bachmann der Entwurf eines Bildhauers vorlag. Möglicherweise war Adriaen de Vries, der von 1596 bis 1602 in Augsburg nachweisbar ist und seit 1601 bis zu seinem Tod 1626 als Kammerbildhauer für den Kaiserhof in Prag tätig war, an der Fertigung des Kentauren beteiligt. Er schuf auch die Bronzebüste Christians II. (Skulpturensammlung, SKD), die dieser 1607 "als liebstes Geschenk" von Rudolf II. erhalten hatte.