Das Elfenbeinwerk geht auf die monumentale Marmorgruppe von Giambologna zurück, die 1583 in der Loggia dei Lanzi in Florenz enthüllt worden war. Dargestellt ist eine Szene aus der Geschichte Roms, in der ein junger Römer eine schöne Frau aus dem Volksstamm der Sabiner ergreift, um sie davon zu tragen. Der am Boden hockende Vater versucht vergeblich, seine Tochter zu retten. Die dreifigurige Gruppe folgt zwar im Wesentlichen der Invention Giambolognas, die im Sinne des Cinquecento einem vollendeten Kunstwerk gleich kam, da von allen Seiten rundansichtig zu betrachten. Im Unterschied zur Marmorgruppe zeigt die Elfenbeinversion keinen wilden, gewalttätigen Raub, sondern ein nahezu kokettes Zusammenspiel, in dem die Sabinerin mit Schmuckreif am Arm und Diadem im sorgfältig frisierten Haar in die Arme ihres Entführers zu schweben scheint. Darin liegt der Sinn dieser duchaus gerechtfertigten barocken Interpretation und ›Neuinszenierung‹, die Theatralik impliziert. Eine vergleichbares Elfenbeinwerk mit dem legendären Raub der Sabinerin befindet sich in Karlsruhe (Badisches Landesmuseum).