Die Assoziation unregelmäßig geformter Perlen mit Meeresungeheuern findet sich schon in der Schmuckkunst der Renaissance, die eine Vielzahl von Anhängern mit Tritonen, Sirenen oder fischschwänzigen Drachen hervorgebracht hat. Auch in der Graphik jener Zeit ist eine Vorliebe für solch phantastische Mischwesen feststellbar. Figuren wie der See-Elefant oder das See-Einhorn erinnern an die possierlichen Ungeheuer in dem 1610 erschienenen Neuw Grottesken Buch des Nürnberger Goldschmieds und Kupferstechers Christoph Jamnitzer, das weitreichenden Einfluss auf das Kunstwerk ausübte. Bei dieser Perlpretiose werden dem See-Einhorn, dem Symbol der Keuschheit und Reinheit, zwei Satyrn gegenübergestellt, die für ungezähmte Natur und Wollust stehen. Das eine der bocksbeinigen Wesen versucht mit der an einer (verlorenen) Angel hängenden gläsernen Weintraube (heute am Zügel hängend) das Einhorn für sich einzunehmen – was ihm kaum gelingen dürfte, denn das Fabeltier ließ sich nur von einer Jungfrau zähmen, in deren Schoß er seinen Kopf legte.