Der aus verschiedenen Seeschnecken, Korallen und anderen Naturmaterialien zusammengefügte Deckelpokal gelangte 1623 aus dem Nachlass von Kurfürstin Sophia von Sachsen in die Kunstkammer. Im Inventar von 1640 ist das kuriose anmutende Gefäß aufgeführt als »Große Mehrmuschel in Form eines Trinckgeschirrs in Silber und vergüld eingefast und mit allerhand steinen Schnecken gros und kleinen auch etzlichen ertzstüflein gezieret, sizt oben auf den deckel, uf eckigten Schnecken hause ein Silbern und vergüld Mänlein, so inn der hand ein Schneckenhäusell«. Zusammen mit unterschiedlichsten Gegenständen wie einer Brille, einem Kompass aus Elfenbein, Bestecken aus Chalzedon und Perlmutter sowie gläsernen Schälchen wurde er in einem »gehäuß in form eines Thurms« aufbewahrt.
Wie aus den Silbermarken hervorgeht, handelt es sich bei dem Pokal um eine Arbeit von Christoph II Ritter. Dem Nürnberger Goldschmied gelang es, die begehrten Naturalien phantasievoll miteinander zu verbinden und zugleich mit der fischschwänzigen Meerjungfrau und dem Wassergott Neptun an die Herkunft dieser faszinierenden Naturprodukte aus den Tiefen des Meeres zu erinnern. Die skurrile Goldschmiedeplastik kann daher auch als Allegorie des Wassers gedeutet werden.