Die repräsentative Prunkkassette war ein Weihnachtsgeschenk Kurfürst Christians I. an seine Gemahlin Sophia im Jahr 1588 und gelangte am 1. Januar 1589 in die Kunstkammer. Im 1595 erstellten Inventar wird das innen wie außen aufwendig verzierte Kleinmöbel als "1 Kestlein oder Nöhe Ledtlein" aufgeführt. Die einst in seinen Schubladen verwahrten Näh- und Schreibutensilien wie Schere, Nadelbüchse, Federmesser sowie Tintenfass und Streusandbüchse haben sich nicht erhalten. Und auch die ursprünglich im Deckel verborgene Uhr, auf deren drehbarem Zifferblatt die Statuette einer jungen Frau mit ihrem Stab die Stunden wies, ging weitgehend verloren. Gut geschützt vor Licht präsentiert sich aber heute noch die kostbare Innenausstattung mit Seide, Goldstickerei, Perlenschmuck, Farbsteinen und Lackmalerei in ihrer ganzen Pracht. Die Nischenfiguren der Könige des Altertums gehen auf Plaketten von Peter Flötner zurück, einem ebenfalls in Nürnberg tätigen Goldschmied, Bildschnitzer und Formschneider, dessen mannigfaltiges Oeuvre maßgeblich zur Vermittlung der italienischen Renaissance nach Deutschland beigetragen hat.
Auf der Kassette finden sich die Marken von Nicolaus Schmidt, der von 1582 bis 1609 als Goldschmiedemeister in Nürnberg tätig war und zu den engsten Mitarbeitern Wenzel Jamnitzers gehörte. Wegen der Ähnlichkeit mit Entwürfen dieses berühmten Künstlers geht man davon aus, dass Schmidt den Kasten in Zusammenarbeit mit Jamnitzer geschaffen und ihn nach dessen Tod 1585 vollendet hat. Damit wäre die Dresdner Kassette eines der letzten Werke des damals schon hochbetagten Meisters.