Der kleine Kopf des lebensgroßen Haubentauchers mit dem spitzen Schnabel und der kecken Federhaube wie auch der stromlinienförmige Körper verraten die typische Gestalt des pfeilschnell durch das Wasser jagenden Fischräubers, den Kaendler wie in einer Momentaufnahme festgehalten hat. Die Spontaneität des Natureindrucks lässt vermuten, dass der Haubentaucher nicht zur Gruppe derjenigen Vögel gehört, die der Modelleur laut eigenem Bericht nach ausgestopften Präparaten in der Kunstkammer, sondern direkt in seinem Lebensraum der Teiche um das Jagdschloß Moritzburg zeichnerisch festgehalten hat, um es anschließend zu modellieren und in Porzellan abzuformen. Durch den Glanz der Glasur und die perfekte, dem lebenden Vorbild entsprechende Farbstaffierung erfährt die Natur eine großartige Steigerung, mit der die Porzellanplastik über alle bisherigen künstlerischen Vogeldarstellungen hinauswächst und zur Vollendung gelangt. Nicht nur die Bewunderung für Kaendlers Kunstfertigkeit, sondern auch ein gesteigertes naturwissenschaftliches Interesse, das mit der beginnenden Aufklärung immer stärker wurde, veranlaßte den Meister zu immer neuen Darstellungen sowohl der heimischen, als auch der exotischen Vogelwelt, die neben den vielen anderen Tierdarstellungen breiten Raum in seinem Gesamtwerk einnimmt.