Der leuchtend gelbe Fond dieser Deckelvase ist von chinesischen Vorbildern inspiriert: 1723 übersandte August der Starke eine Schale mit grünen Drachen auf gelbem Grund, um sie in seiner Manufaktur kopieren zu lassen. Für diesen königlichen Auftrag entwickelte der Porzellanmaler Johann Gregorius Höroldt erstmals ein Gelb, das flächig auf die Glasur aufgetragen werden konnte. Als ihn die Manufakturkommission 1726 anhielt, neue Rezepte für farbige Fonds und bunte Aufglasurmalereien zu entwickeln, erprobte Höroldt auch weitere Gelbtöne . Die Ergebnisse seiner intensiven Experimente mit neuen Farbrezepturen und Dekormustern präsentierte er August dem Starken persönlich anhand von Vasen und kleinen Schalen (vgl. PE 1530). Dass auch diese Vase für den König bestimmt war, bezeugt das unterglasurblaue Augustus Rex-Monogramm auf der Unterseite.
Die beiden hochovalen, an den Schmalseite passig geschweiften Reserven auf dem Bauch der Vase zieren sogenannte Chinoiserien: Sie zeigen je eine aus europäischer Perspektive chinesisch anmutende Figur mit weitem, reich gemustertem und farbenprächtigem Gewand und schmalen Augen, die in einer Landschaft mit einer Palme bzw. einer pittoresken Felsformation steht. Inspiriert von den importierten Luxusgütern wie auch den gedruckten Berichten von Asienreisenden spiegeln Chinoiserien die europäische Idealvorstellung eines Lebens in Überfluss und Muße, die wenig mit der Lebenswirklichkeit im fernen Reich der Mitte gemein hatte. (Julia Weber, 2021)