Tiere mit ihren Jungen haben Kirchner und Kaendler häufiger in Porzellan dargestellt. Unter diesen ist Kirchners Affenmutter mit ihren zwei Jungen eines der herausragendsten Beispiele. Die Komposition zeichnet sich vor allem durch einen großen Einfallsreichtum aus, der sich bei Kirchner eher selten findet. Mehrfache Überschneidungen der Körper und Gliedmaßen ergeben ein aktives, erzählerisches Gesamtbild, das in seiner Vielschichtigkeit und Komplexität nicht mit einem Blick zu erfassen ist. Die Affenmutter hockt mit dem Gesäß und angewinkelten Beinen auf einem Felsblock, an dem sie sich mit den Füßen festhält. Die rechte Hand des herabhängenden Armes unter die Kniekehle gesteckt, führt sie mit der linken eine Walnuss zwischen die Zähne ihres geöffneten Mauls, um diese aufzuknacken. Dabei wendet sie den Kopf leicht nach rechts und blickt nach oben. Währenddessen ist eines ihrer Kinder auf ihren Oberschenkel geklettert und hängt in sicherer Stellung mit dem Oberkörper über dem Unterarm der Mutter. Darunter versucht ein zweites Äffchen, an ihrem Körper empor zu klimmen und fixiert neugierig die Walnuss mit seinem Blick. Trotz allen Bewegungsreichtums vermied Kirchner jegliche raumgreifende Gestik, sondern führte Arme, Beine und Schwänze der Tiere stets an den Körper zurück, wodurch sich kunstvolle Durchbrechungen ergaben und zugleich das Risiko des Absackens einzelner Glieder während des Brennvorgangs der Plastik vermieden wurde.