Bereits zwei Jahre nach seiner Entwicklung wurde weißes Böttgerporzellan 1710 erstmals auf der Leipziger Ostermesse vorgestellt. Doch erst 1713 hatte die Produktion einen solchen Umfang erreicht, dass mit dem Verkauf begonnen werden konnte. Die Frühzeit der Porzellanproduktion war geprägt von außergewöhnlicher Kreativität und Experimentierfreude. Dabei stießen Entwürfe auch an die Grenzen der Umsetzbarkeit im neu eingeführten Werkstoff Porzellan. Das ambitionierte Konzept der doppelwandigen Deckelschale zeigt ein solches Beispiel.
Neben ornamentalem Dekor im Relief zieren zahlreiche Durchbrüche die Wandung. Das Ausschneiden der Muster aus der Wandung ist schwer zu realisieren und mindert die Stabilität des Gefäßkörpers im Brennofen. Etliche Risse in der Deckelschale zeigen die Tücken des Brandes bei rund 1.400° Celsius. Die technische Komplexität der Herstellung solcher durchbrochener Gefäße wird der Grund gewesen sein, dass sie nur für kurze Zeit produziert wurden und sich nur wenige Beispiele in der Porzellansammlung erhalten haben.

Das Stück weist keine Palaisnummer auf, kann aber aufgrund von Beschreibung und Größe einem Eintrag im Inventar der historischen Sammlung Augusts des Starken und Augusts III. im Japanischen Palais zugeordnet werden. (Karolin Randhahn, 2021)