Noch vor der Nacherfindung des weißen Porzellans aus China gelang dem Alchemisten Johann Friedrich Böttger gemeinsam mit dem Naturforscher Ehrenfried Walther von Tschirnhaus und dem Bergrat Gottfried Pabst von Ohain 1706 die Herstellung eines besonders harten Steinzeugs, das heute allein Böttgers Namen trägt. Im polierten Zustand erinnert das rotbraune Material an den Schmuckstein Jaspis, weswegen es im 18. Jahrhundert auch als Jaspisporzellan bezeichnet wurde.

Aus Böttgersteinzeug ist auch die vierseitige Flasche gefertigt. Sie steht auf einem niedrigen quadratischen und profilierten Fuß, hat einen bauchigen Korpus und einen lang ausgezogenen Hals, der von einem zierlich ausgearbeiteten balusterförmigen Deckel verschlossen wird. Die Oberfläche wurde – anders als bei vielen anderen Objekten – keiner weiteren Bearbeitung unterzogen und matt belassen. Die Form geht auf japanische Vorbilder zurück, wobei der getreppte Fuß eine europäische Zutat ist.

Auch wenn diese Gefäßform entsprechend ihrer Vorbilder als Sakeflasche bezeichnet wird, hat diese Flasche wohl niemals der Lagerung des alkoholischen Getränks aus Japan gedient. Über ihre rein dekorative Funktion gibt das Inventar des Japanischen Palais Auskunft, wo solche Flaschen als „Aufsatz Bouteillen“ bezeichnet werden. Darunter versteht man Gefäße und Vasen, die auf Gesimsen und Wandkonsolen aufgestellt wurden, wo sie meist in symmetrischer Anordnung das Auge – weniger der Gaumen – erfreuten.

Die Palaisnummer auf der Unterseite weist das Stück als Teil der historischen Sammlung Augusts des Starken und Augusts III. im Japanischen Palais aus.
(Sabine Peinelt-Schmidt, 2021)