Die große balusterförmige Vase mit Deckel entstand um 1725 in der Meissener Manufaktur, fünf Jahre nach dem Eintritt Johann Gregorius Höroldts, der aus Wien gekommen war. Im Gepäck hatte er nicht nur sein gestalterisches Talent sondern auch eine kleine Palette neuer Porzellanfarben, die er in den Jahren nach 1720 noch bedeutend erweitern sollte. Neben der organisatorischen Leistung der Einrichtung einer Malerwerkstatt unter seiner strengen Kontrolle ist mit seinem Namen vor allem ein bestimmtes dekoratives Sujet verbunden: das der Chinoiserie. Dabei handelt es sich um eine Bilderwelt, die das Leben der Menschen im fernen Asien zum Inhalt hatte.

Die stark beschädigte und restaurierte Vase ist von ungewöhnlichem Dekor: So wurde zunächst in Unterglasurblau eine Art Felsformation nach dem Vorbild ostasiatischer Gefäße gemalt, auch einige Blumen wurden in diesem ersten Schritt bereits aufgetragen. Diese wurden dann – möglicherweise von Johann Ehrenfried Stadler – mit weiteren Blüten und Zweigen in weiteren Bränden in farbiger Aufglasurmalerei und in Gold ergänzt.

Die Höroldt zugeschriebenen Darstellungen in den drei schildförmigen Reserven auf der Vasenschulter zeigen vermeintliche Alltagsszenen aus dem fernen China, wie man sie sich in Europa vorstellte: Die bunt gekleideten Menschen musizieren, genießen gemeinsam Tee oder Kakao oder beschäftigen sich beispielsweise mit der Dressur von Vögeln. (Sabine Peinelt-Schmidt, 2021)