Der leuchtend gelbe Fond dieser Vase ist von chinesischen Vorbildern inspiriert: 1723 übersandte August der Starke eine Schale mit grünen Drachen auf gelbem Grund, um sie in seiner Manufaktur kopieren zu lassen. Für diesen königlichen Auftrag entwickelte der Porzellanmaler Johann Gregorius Höroldt erstmals ein Gelb, das flächig auf die Glasur aufgetragen werden konnte. Als ihn die Manufakturkommission 1726 anhielt, neue Rezepturen für farbige Fonds und bunte Aufglasurmalereien zu entwickeln, erprobte Höroldt auch weitere Gelbtöne. Die Ergebnisse seiner intensiven Experimente präsentierte er August dem Starken persönlich anhand von Vasen und kleinen Schalen (vgl. PE 1530). Dass auch diese Vase für den König bestimmt war, bezeugt das unterglasurblaue Augustus Rex-Monogramm auf der Unterseite.

Eine Besonderheit dieser Vase stellt die exzellente Miniaturmalerei in den passig-geschweiften hochovalen Reserven dar. Sie ist ganz in Schwarz ausgeführt, weshalb sich die feinen Details der Ton-in-Ton-Malerei allein aus den Nuancen der mehr oder weniger deckend aufgetragenen Farbe ergeben. Bei der Blumenmalerei in den rückseitigen Kartuschen ist das Schwarz wirkungsvoll mit Goldhöhungen kontrastiert.

Als Vorlage für die figürliche Darstellung diente der spiegelverkehrte Raubdruck einer Spielkarte aus dem Kartensatz „Jeu de la Géographie“ (Spiel der Geographie) des italienischen Zeichners und Radierers Stefano della Bella (1610–1664), bei dem jede Karte die Personifikation eines anderen Landes oder einer anderen Weltgegend zeigt. Vorbildhaft war in diesem Fall die Darstellung der „Tartarie“ (vgl. Kupferstich-Kabinett, Inv. Nr. A 103503). Als Tartarei bezeichneten Europäer bis Ende des 18. Jahrhunderts eine Großregion Zentral- und Nordasiens, die sich in weiten Teilen mit dem mongolische Reich und seinen Nachfolgestaaten deckte. (Julia Weber, 2021)