Ein rein weißer Scherben mit transparenter Glasur ist charakteristisch für Porzellan der Öfen von Dehua (Provinz Fujian), welches in Europa auch als Blanc de Chine bezeichnet wird. Ursprünglich umfasste die Sammlung August des Starken mehr als 1200 Dehua-Porzellane, von denen etwa 500 in der Dresdner Sammlung erhalten sind.
Der Boddhisatva Guanyin (sanskr. Avalokitesvara) ist im Buddhismus der Boddhisatva, der voller Erbarmen herabblickt, die wichtigste Gottheit im Mahâyana-Buddhismus des “Großen Fahrzeuges“. Er ist hier in weiblicher Gestalt in der Form der „Söhne gewährenden Guanyin“ (chin. Songzi Guanyin) dargestellt. Guanyin sitzt auf einem Felssockel, an dessen Fuß sich zwei Drachen winden. Auf ihrem Schoß hält sie einen kleinen Knaben. Rechts und links auf einem Felssockel finden sich die Attribute der Guanyin die Flasche des Lebenswassers, Buch und Bildrolle. Begleitet wird die Gottheit von der Tochter des Drachenkönigs (chin. longnu) und dem wahrheitssuchenden Knaben Sudhana (chin. shancai).
Der Typus der „Söhne gewährenden Guanyin“ entwickelte sich in der synkretistischen chinesischen Volksreligion. Die Figuren aus „Dehua“- Porzellan mögen ursprünglich zur Verehrung und Entgegennahme des Kinderwunsches auf einem Hausaltar gestanden haben.
Im Laufe des 17. Jahrhunderts gelangten große Mengen weißen Porzellans aus Dehua nach Europa. Die besondere Beliebtheit dieser Guanyin lag vermutlich in ihrer äußerlichen Ähnlichkeit mit dem christlichen Typus der Maria mit dem Jesuskind.
(Aus: Die Porzellansammlung zu Dresden, China, Japan, Meissen, Dresden 2006, S. 41)